Vertikales Wohnen wird nicht nur immer beliebter, es wird in den Ballungsgebieten mit dem immer teurer und knapper werdenden Wohnraum in Zukunft auch unverzichtbarer. Entspannt über den Dingen zu leben, die Perspektiven zu genießen und von besonderer Sicherheit zu profitieren, ist durchaus auch ein Grund, warum es viele Menschen hoch hinaus zieht. Eine weitere, im Wortsinn ansehnliche Möglichkeit dazu gibt es seit 2018 am Kölner rechten Rheinufer mit dem 76 Meter bzw. 20 Etagen hohen Rheintower „Opal“, der dazu auch noch ein architektonisches Statement darstellt. Da ist es durchaus zu verschmerzen, dass er auf der „schäl sick“ steht, wie die Kölner das rechte Rheinufer und die rechtsrheinischen Stadtteile gerne bezeichnen. Doch die so bezeichnete „schlechte“ oder auch „falsche Seite“ (für Kölner ist die „richtige“ Seite dort, wo der Dom steht) hat sich inzwischen zu einem Kern des agilen Kölner Geschäftsleben mit einer beeindruckenden Skyline entwickelt. Immerhin befindet sich hier auch das Kölner Messegelände und die „Kölnarena“, heute „Lanxess arena“.
Die großzügig angelegten 102 Wohneinheiten, teilweise mit 360 Grad Rundumblick sind aber nicht die einzige Besonderheit des von der Kondor Wessels Projektentwicklung GmbH in Auftrag gegebenen Wohnturms. Besondere Aufmerksamkeit verdient vor allem die Fassade. Kister Scheithauer Gross Architekten und Stadtplaner (Köln/Leipzig) haben den im Bebauungsplan vorgesehenen Rundturm durch geschwungene, integrierte Balkone modifiziert, die die Silhouette des Turms plastisch machen, und unter der Leitung von Prof. Johannes Kister eine Fassadenarchitektur geschaffen, die gleichermaßen unkonventionell wie identitätsstiftend ist: Geschwungene Balkone und zahlreiche Rundungen verschaffen dem Baukörper eine lebendige, skulpturale Anmutung, die aus verschiedenen Perspektiven höchst unterschiedlich aussieht und die durchdachte Komplexität der Gebäudehülle unterstreicht. Eine wichtige Rolle kommt dabei der Fassadenbekleidung zu.
Die projektspezifisch, in Abstimmung zwischen dem Klinker-Hersteller Ströher und den Architekten gestalteten und produzierten Klinkerriemchen sind die gelungene Umsetzung der Idee, dem Hochhaus eine opal-schimmernde Außenhaut zu verleihen. Dabei betonen die Riemchen, die explizit keine Vollsteinmauerung vortäuschen, die imposanten Kurven des Gebäudes.
Prof. Kister selbst beschreibt es folgendermaßen: „Ein Hochhaus braucht nicht nur einen effektiven Grundriss, sondern eine Planung in der dritten Dimension, mit Sockel und Abschluss. Beim Opal bilden die Rundungen und plastischen Balkone ein Zusammenspiel, eine formale Einheit, die von allen Seiten wahrgenommen werden will.“
Zur Materialwahl und der gleichermaßen unkonventionellen wie aufwändigen Verlege-Anordnung befragt, erläutert Prof. Johannes Kister die Grundidee seines Fassadenkonzepts: „Die schwarzen Riemchen wurden senkrecht verlegt, um den Rundungen des Grundrisses folgen zu können. Sie sind mit einer Rillenprägung versehen, die auf der dunklen Klinker-Oberfläche Glanzreflexe erzeugt. Die horizontalen Fugen sind versetzt angeordnet und erzeugen optisch einen Drall, der spiralförmig an dem Gebäude aufsteigt. Das Licht mit seinen Reflexen ist ein wesentliches gestalterisches Element, das dem Baukörper Plastizität und Bewegung gibt.“
Verklebt wurden die Klinkerriemchen auf dem nicht brennbaren Wärmedämm-Verbundsystem „Stotherm Mineral“, das als besonders geeignet für Hochhäuser und öffentliche Gebäude gilt. Das lange Rechteckformat der Klinkerriemchen, die senkrechte Verlegung zusammen mit den Rundungen des Gebäudes und den plastischen Balkonen bilden, so Prof. Johannes Kister, ein Zusammenspiel, eine formale Einheit, die von allen Seiten wahrgenommen werden will und kann.“